wolfhesse
11/6/2013 - 12:50 PM

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####links das dazu:


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Die zentrale Methode in der Ethnologie ist das Ethnografieren, also die „dichte Beschreibung“, wie es der Anthropologe Geertz nennt. Das heißt, sich zunächst ein Forschungsfeld abstecken um es dann möglichst detailliert deskriptiv abzubilden: In möglichst vielen Kategorien - sei es in Beschaffenheit, Erscheinung, materiellen und sozialen Manifestationen (Sachkultur, Riten, Normen,…) Wirkung, Zusammenhängen, Funktionen,…. Erst auf dieser virtualisierten, vertextlichten Oberfläche soll dann die eigentliche Analyse geschehen (also nicht am Objekt selbst, sondern dessen Text).

sehr klar.

Dabei wird tendenziell schon ein eher induktiver Ansatz gewählt, eher instance based.. Das liegt sicher auch an meinem persönlichen Zugang zum Fach, den ich eher in einem Graufeld zwischen Wissenschaft und Kunst, Literazität im Sinne sprachlicher Arbeit seh.

ich kann nicht beurteilen, wie klar die arbeitsteilung vorgenommen ist. das 'zersprageln' im fraktal kenn ich aus anderen wissensgebieten, der moegliche erkenntniszuwachs nimmt dabei generell so stark ab, dass als rest nur noch persoenliche befriedigung als motiv angesetzt werden kann.. ein aspekt von freiheit (und reproduktion gesellschaftlicher verhaeltnisse): mit welchem recht wird diese freiheit einzelnen entzogen?

Ich begnüge mich damit, von „Skizzen“ zu sprechen und für mich ist das nicht zuletzt ein wichtiger Fluchtort aus dem starren sozialwissenschaftlich geprägten Arbeitsalltag. Deshalb finde ich „Hirnwichsen“ in diesem Zusammenhang einen durchaus adäquat gewählten Begriff Aber es stimmt, es ist ein Luxus, den ich mir jahrelang nicht gegönnt hab weil ich so sehr im Konkreten verhaftet war.

wie gesagt.

Der ethnografische Text sagt übrigens (unter seriösen Bedingungen mit zeitl. Abstand selbstreflexiv mehrfach gelesen und analysiert) auch schon einiges über die Brille des forschenden Subjekts aus…welche Worte wurden verwendet, welche persönlichen Gefühle und Wahrnehmungen und Assoziationen tauchen im Forschungsprozess auf und wie können diese zu beforschter Situation und Feld in Verbindung gesetzt werden? Auch diese Erkenntnisse sollen in die „dichte Beschreibung“ der ethnografischen Skizze einfließen.

ein 'smell', wie man so sagt, eine intuition: hier muss chaos entstehen. die uneindeutigkeit, das persoenliche, in die arbeit einzubringen wirkt nicht abstrahierend (das wesentliche herausholend) // wenn abstraktion das ziel ist, dann muss es verfehlt werden.

jetzt von dir die passende erklaerung, warum das genauso laeuft:

Problem ist freilich: Das menschliche Erkenntnisinteresse basiert unweigerlich auf spezifischen Motiven und Interessenslagen. Niemand forscht zufällig an einem Thema. Ich bin auf das Thema gestoßen, weil ich diese TV-Formate und die organisatorischen und dynamischen Eisberge, die an ihnen dran hängen, als Austragungsort und Agentur dessen wahrgenommen habe, was ich in einer abstrahierten Form und auch in anderen konkreten Zusammenhängen des Alltäglichen beobachte. Damit bin ich als forschendes Subjekt freilich vorbelastet, hab schon gewisse Wahrnehmungen zu diesem Thema, die ich durch Nachdenken mit bestehendem Wissen abgeglichen und tw. verlinkt habe. Ohne es willentlich zu tun, hat mein Hirn also natürlich bereits bei der Erstellung des Feldes assoziative Arbeit geleistet und einen Rahmen des Allgemeinen gesetzt.

erkenntnistheorie dazu..

Nachdem ich aber sowohl mir selbst als auch dem Menschen ganz allgemein die Fähigkeit zur absoluten Objektivität abspreche, kann ich bei wissenschaftlicher Erkenntnis als menschlichem Produkt sowieso nur bestenfalls den Anspruch auf die Abbildung des Bewährten formulieren. Ich sehe die Aufgabe deshalb darin, ganz offen zu sagen: Ja, es ist ein Versuch, eine möglichst nahe Annäherung zu erreichen – aber ein absolutes Ergebnis wird’s nicht geben können (gerade in der Erforschung kultureller Felder, wo der menschliche Störsender des Forschenden vermutlich noch weniger auszuschalten ist als in anderen Disziplinen – bestenfalls als Fußnote zu kennzeichnen). Eine lückenlose Erfassung oder Abbildung dieses Feldes ist einfach nicht möglich. Diese Unmöglichkeit spiegelt sich halt auch in der wissenschaftlichen Annäherung an die Kultur wider....

und hier eine toedliche rekursion im ergebnis: die kultur ist verhaftet, sich innerhalb ihrer saetze selbst zu beschreiben. das ist als moeglichkeit widerlegt. - damit bleibt der vorgang als hobby moeglich - als macht. gerechtigkeitsfragen ergeben sich daraus zwangslaeufig.

eine schuldfrage zu klaeren ist ueberfluessig in diesem zusammenhang.

deine realitaet, die uns, verallgemeinert, die basis unter den fuessen wegzieht, ist destruktiv, mit besten absichten (unterstellt). je frueher man das erkennt, desto besser.

now it's over my pay-grade.